Elitenforscher Michael Hartmann

"Exzellenzstrategie gefährdet hohe Qualität in der Breite"

07:12 Minuten
Innenraum der Bibliothek, leicht von oben fotografiert.
Bibliothek der Freien Universität Berlin: Mit den Spitzenuniversitäten im Ausland könne man auch mithilfe der Exzellenzstrategie nicht mithalten, meint Elitenforscher Michael Hartmann. © Imago / Reiner Zensen
Michael Hartmann im Gespräch mit Ute Welty  · 19.07.2019
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Heute werden die Gewinner der Exzellenzstrategie bekannt gegeben: Diese Entscheidung wird deutsche Universitäten in eine erste und eine zweite Liga einteilen. Der Elitenforscher Michael Hartmann hält das für den falschen Weg.
Am heutigen Freitag werden die neuen Exzellenz-Auszeichnungen für deutsche Hochschulen vergeben. Die Initiative soll die besten Universitäten mit zusätzlichem Geld ausstatten. Der Soziologe und Elitenforscher Michael Hartmann gehört zu den Kritikern der Exzellenzstrategie, die universitäre Spitzenforschung besonders fördern will. Es sei falsch, einzelne Universitäten auf diese Weise zu bevorzugen: "Diese Konzentration gefährdet, was wir in Deutschland lange hatten, diese große Breite, eine hohe Qualität in der Breite und damit auch eine besonders gute Nachwuchsförderung", sagt Hartmann im Deutschlandfunk Kultur.

Schwieriger Wettbewerb

Die Vorstellung, man könne dank der Exzellenzstrategie mit US-Spitzenhochschulen, wie Harvard, konkurrieren, sei nicht realistisch, sagt Hartmann. Die Mittel dieser Universitäten lägen weit über den Etats deutscher Hochschulen. Harvard habe im Jahr etwa die gleiche Summe zur Verfügung wie alle Hochschulen in Baden-Württemberg zusammen. "Das heißt, es ist eine Illusion zu glauben, mit denen konkurrieren zu können." Die Spitzenuniversitäten in den USA litten allein deswegen nicht unter der schlechten Qualität ihrer Nachwuchsförderungen, weil sie weltweit Forscher einkauften. "Wenn man sich Harvard, Stanford, Yale und so anguckt, in der Wissenschaft kommt jeder zweite da aus dem Ausland." Die US-Hochschulen könnten das bezahlen, die deutschen dagegen trotz Exzellenzstrategie nicht.
(gem)
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